Susanne Kerckhoff
DIE VERLORENEN STÜRME
Roman
Herausgegeben und benachwortet von Peter Graf

14×21,5 cm, gebunden, 
mit Kopffarbschnitt, Prägung und Lesebändchen
232 Seiten

22,— € (D), 22,60 € (A)
ISBN: 978-3-946990-45-1

 

 

Das Gute mit seinen guten Waffen ist schutzlos gegen den Kampf der Skrupellosen.
- Susanne Kerckhoff

Den Roman Die verlorenen Stürme schrieb Susanne Kerckhoff unmittelbar nach Kriegsende. Er erschien 1947 im Berliner Wedding- Verlag – nur ein Jahr also vor den Berliner Briefen, deren Neuausgabe im Verlag Das Kulturelle Gedächtnis zum Überraschungserfolg avancierte.

Im Mittelpunkt des Romans Die verlorenen Stürme steht die jugendliche Marete, die in Berlin in einem privilegierten und intellektuellen Milleu aufwächst. Man schreibt das Jahr 1932. Die Wahlen, die Hitler an die Macht bringen werden, stehen kurz bevor. Marete und ihre zum Teil jüdischen Freundinnen sind hoch politisiert. Sie wollen sich gegen den rechten Terror engagieren und gegen die Verfolgung von Juden und Andersdenkenden aufbegehren, aber sie erleben das Versagen der Elterngeneration, insbesondere des Bürgertums, und der Institutionen. Weder die Schule noch die Kirche bieten Orientierung oder Halt. Maretes beste Freundin, Lilly, muss mit ihrer Familie nach Palästina emigrieren. Das Heimweh treibt sie in den Selbstmord.
In einem leidenschaftlichen Ton, in dem die Naivität der jungen Protagonisten bewusst mitschwingt, beschreibt Susanne Kerckhoff eine Jugend kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland.

 

Es ist ganz erstaunlich…  man weiß sehr viel über das Dritte Reich und die Machtübernahme 1933. Aber über die Monate davor weiß man sehr wenig. Und wenn man dieses Buch liest, öffnet es einem wirklich schlagartig die Augen. (…)
Ich glaube, dass die Intention dieses wunderbaren Verlags Das Kulturelle Gedächtnis war zu zeigen, dass eben die Nazizeit nicht wie ein großer Schrecken über uns hereingebrochen ist. (…)
Die meisten Leute dachten: „Lass die mal, diese Idioten. Die haben doch eh kein Konzept und die haben keine Idee.“ Ähnlich ist es heute. Und was daraus sich entwickelt hat, hat damals wahrscheinlich niemals abgesehen. Und auch wir können heute nicht absehen, was sich entwickelt. Und deswegen ist so ein Buch so unheimlich wichtig. (…) Ein Gesellschaftsroman, der Roman spielt nur in wenigen Wochen – aber was man da sieht, hat unglaublich weitreichende Wirkung.
Ulrich Sonnenschein, HR

 

Susanne Kerckhoff (1918-1950) spielte nach 1945 als Schriftstellerin, Publizistin und politische Stimme eine bedeutende Rolle im literarischen Diskurs der Nachkriegszeit. Die Tochter des Literaturhistorikers Walther Harich und der Musikerin Eta Harich-Schneider (ihr Halbbruder war der Philosoph Wolfgang Harich) wurde 1945 zunächst Mitglied der SPD, trat aber 1947 der SED bei und siedelte in den Ostsektor Berlins über. Sie arbeitete für die satirische Wochenzeitung Ulenspiegel und war ab 1948 bis zu ihrem frühen Tod Redakteurin und Feuilletonleiterin der Berliner Zeitung.