Lili Körber:
ABSCHEID VON GESTERN
Roman

Übersetzt von Beate Swoboda
und erstmals aus dem Nachlass
herausgegeben von Peter Graf

14×21,5 cm, gebunden, 
mit Kopffarbschnitt und Prägung
ca. 240 Seiten
ca. 26,— € (D), 26,70 € (A)
ISBN: 978-3-946990-85-7

Erscheint im September 2025

Ich sitze zwischen zwei Stühlen,
Der alten und neuen Welt,
Dort bin ich mit meinen Gefühlen,
Und hier verdien ich mein Geld.

- Lili Körber

 

Lili Körbers bisher unveröffentlichter Roman Farewell To Yesterday, im New Yorker Exil auf Englisch geschrieben, erzählt nah an Körbers eigenem Erleben die Geschichte des aus Wien geflohenen und in New York lebenden Ehepaars Genia und Robert Schicht.

Sie Konzertpianistin, er Kinderarzt ohne Anstellung, ziehen die beiden im Sommer 1941 mittellos in ein Mietshaus, das ausschließlich von deutschsprachigen Emigranten, meist jüdischer Herkunft, bewohnt wird. Vom Keller bis zum Dachgeschoss wohnen – gestaffelt nach Einkommen und Beruf – die Hausmeisterfamilie, die Hausbesitzerin aus Berlin, wohlhabende Akademiker aus Frankfurt, verarmte jüdische Geschäftsleute aus Prag und Künstler aus Wien. Ganz oben, wo es keine Flurläufer mehr gibt, teilen sich die Schichts Bad und Küche mit einer jüdischen Krankenschwester, die ihre fünf Kinder in Deutschland zurücklassen musste. Der Roman schildert die Existenzkämpfe der Hausbewohner und begleitet das Ehepaar Schicht über zwei Jahre lang bei den oft vergeblichen Versuchen, der unverschuldeten sozialen Deklassierung und den finanziellen Schwierigkeiten zu entkommen. Genia nimmt jeden sich bietenden Job an, arbeitet als Haus- haltshilfe oder Hauslehrerin, während Robert sich auf seine Approbation vorbereitet – ein Überlebenskampf, der ihre Ehe vor eine Zerreißprobe stellt. Souverän und präzise im Ton, erzählt Abschied von Gestern von Vertreibung, Abschied und Neuanfang. Eine beeindruckende und spannungsreiche Zeitreise, die von der literarischen Meisterschaft Lili Körbers zeugt.

Lili Körber wurde 1897 als Tochter eines österreichischen Importkaufmannes und einer polnischen Mutter in Moskau geboren. 1915 musste die Familie das Land verlassen und ging nach Wien. Lily Körber absolvierte das Gymnasium in Lausanne und studierte anschließend in Wien und Frankfurt Literatur. 1923 schloss sie ihr Studium mit einer Dissertation über die Lyrik Franz Werfels ab.
Von da an lebte sie als freie Schriftstellerin in Wien. Sie war Mitarbeiterin zahlreicher Zeitungen und Zeitschriften, u.a. Arbeiter-Zeitung, Neues Wiener Tagblatt, Pariser Tageszeitung, Prager Tagblatt. 1932 erschien im Rowohlt Verlag ihr Reportage-Roman Eine Frau erlebt den roten Alltag, der ein großer Erfolg wurde. Im Januar 1933 reiste sie nach Berlin. Unter dem Eindruck des heraufziehenden Nationalsozialismus schrieb sie den Roman Eine Jüdin erlebt das neue Deutschland. Das Buch erschien 1934 in Wien und wurde direkt nach seinem Erscheinen in Österreich verboten. Im März 1938, drei Tage nach dem so genannten „Anschluss“ an das Deutsche Reich, flüchtete sie zusammen mit ihrem Mann Erich Grave zunächst in die Schweiz, dann nach Paris. Mit Unterstützung des Emergency Rescue Committees gelangten beide über Marseille, Madrid und Lissabon schließlich nach New York, wo sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt.
Ihre Versuche, mit englischsprachigen Texten auf dem amerikanischen Buchmarkt erfolgreich zu sein, scheiterten. In den 1980er-Jahren wurde das Werk Lili Körbers teilweise neu aufgelegt und vom deutschsprachigen Feuilleton begeistert besprochen. Von diesem späten Erfolg erlebte Lili Körber nur noch die Anfänge. Im Oktober 1982 starb sie in New York. Ihr Nachlass wird im Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt aufbewahrt.

Lesereise ab September 2025
11. September: Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt
29. September: Literaturhaus Halle
6. Oktober: Literaturhaus Wien
30. Oktober: Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Weitere Stationen u.a. in Berlin, Leipzig, Stuttgart, Hamburg