Aus meiner Sicht auch ein eminent feministischer Roman. (...) Das habe ich so noch nicht gelesen.
- Thea Dorn, Das literarische Quartett
Ich muss mich über dieses Buch immer noch wundern. Und das Wunder besteht darin, dass es mir wahnsinnig gute Laune gemacht hat.
- Wolfram Eilenberger, Das literarische Quartett
Der Verleger Peter Graf hat das unveröffentlichte Manuskript nun im Deutschen Exilarchiv in Frankfurt am Main aufgestöbert und ließ es durch Beate Swoboda so übersetzen, dass man denkt, das Original sei auf Deutsch. Es ist wirklich eine Entdeckung, und wenn alles so wäre, wie es sein sollte, müsste man künftig den Namen Lili Körbers in einem Atemzug mit vergleichbaren Autorinnen wie Gabriele Tergit oder Irmgard Keun nennen.
- Helmut Böttiger, Deutschlandfunk Kultur
Das Buch erinnert an eine nahezu vergessene Autorin - und gewährt als literarische Zeitkapsel und bemerkenswertes Prosakammerspiel fesselnd Einblicke in den beschwerlichen Alltag der damals in New York unfreiwillig Exilierten.
- Wolfgang Paterno, Profil
Was für eine Geschichte! Rasant, dramatisch und streckenweise humorvoll erzählt, mit einem so exakten wie teilnahmsvollen Blick für Schicksale und Charaktere.
- Uwe Sauerwein, Berliner Morgenpost
Es ist ein vor Lebenslust vibrierendes und zugleich tief pessimistisches Buch über Hoffnung und Leidensfähigkeit. Der Rom beschwört das Schöne und will doch nichts beschönigen. (...) Abschied von Gestern ist ein auf vielen Ebenen beeindruckender Roman. Ein Zeitdokument, das vor allem eines beweist: So schnell wird man dieses historische Gestern nicht los.
- Paul Jandl, NZZ
Einem Roman, der erst Jahrzehnte nach seiner Entstehung publiziert wird, haftet etwas Magisches an.
- Ann-Kristin Tlusty, Die Zeit
Körbers Blick ist unpathetisch, ihre Sprache unbestechlich. Der Text erzählt nicht vom Schrecken, sondern von der Erschöpfung. Nicht von der Schuld, sondern vom Verstummen. (...) Warum dieses Buch jetzt lesen? Weil es zeigt, was Exil bedeutet, jenseits der großen Gesten. Weil es eine weibliche Stimme hörbar macht, die gegen das Verschwinden angeschrieben hat – und lange selbst verschwiegen wurde.
- Ute Pappelbaum, Lesering
Lili Körbers bisher unveröffentlichter Roman Farewell To Yesterday, im New Yorker Exil auf Englisch geschrieben, erzählt nah an Körbers eigenem Erleben die Geschichte des aus Wien geflohenen und in New York lebenden Ehepaars Genia und Robert Schicht.
Ich sitze zwischen zwei Stühlen,
Der alten und neuen Welt,
Dort bin ich mit meinen Gefühlen,
Und hier verdien ich mein Geld.
- Lili Körber
Sie Konzertpianistin, er Kinderarzt ohne Anstellung, ziehen die beiden im Sommer 1941 mittellos in ein Mietshaus, das ausschließlich von deutschsprachigen Emigranten, meist jüdischer Herkunft, bewohnt wird. Vom Keller bis zum Dachgeschoss wohnen – gestaffelt nach Einkommen und Beruf – die Hausmeisterfamilie, die Hausbesitzerin aus Berlin, wohlhabende Akademiker aus Frankfurt, verarmte jüdische Geschäftsleute aus Prag und Künstler aus Wien. Ganz oben, wo es keine Flurläufer mehr gibt, teilen sich die Schichts Bad und Küche mit einer jüdischen Krankenschwester, die ihre fünf Kinder in Deutschland zurücklassen musste. Der Roman schildert die Existenzkämpfe der Hausbewohner und begleitet das Ehepaar Schicht über zwei Jahre lang bei den oft vergeblichen Versuchen, der unverschuldeten sozialen Deklassierung und den finanziellen Schwierigkeiten zu entkommen. Genia nimmt jeden sich bietenden Job an, arbeitet als Haus- haltshilfe oder Hauslehrerin, während Robert sich auf seine Approbation vorbereitet – ein Überlebenskampf, der ihre Ehe vor eine Zerreißprobe stellt. Souverän und präzise im Ton, erzählt Abschied von Gestern von Vertreibung, Abschied und Neuanfang. Eine beeindruckende und spannungsreiche Zeitreise, die von der literarischen Meisterschaft Lili Körbers zeugt.
Lili Körber wurde 1897 als Tochter eines österreichischen Importkaufmannes und einer polnischen Mutter in Moskau geboren. 1915 musste die Familie das Land verlassen und ging nach Wien. Lily Körber absolvierte das Gymnasium in Lausanne und studierte anschließend in Wien und Frankfurt Literatur. 1923 schloss sie ihr Studium mit einer Dissertation über die Lyrik Franz Werfels ab.
Von da an lebte sie als freie Schriftstellerin in Wien. Sie war Mitarbeiterin zahlreicher Zeitungen und Zeitschriften, u.a. Arbeiter-Zeitung, Neues Wiener Tagblatt, Pariser Tageszeitung, Prager Tagblatt. 1932 erschien im Rowohlt Verlag ihr Reportage-Roman Eine Frau erlebt den roten Alltag, der ein großer Erfolg wurde. Im Januar 1933 reiste sie nach Berlin. Unter dem Eindruck des heraufziehenden Nationalsozialismus schrieb sie den Roman Eine Jüdin erlebt das neue Deutschland. Das Buch erschien 1934 in Wien und wurde direkt nach seinem Erscheinen in Österreich verboten. Im März 1938, drei Tage nach dem so genannten „Anschluss“ an das Deutsche Reich, flüchtete sie zusammen mit ihrem Mann Erich Grave zunächst in die Schweiz, dann nach Paris. Mit Unterstützung des Emergency Rescue Committees gelangten beide über Marseille, Madrid und Lissabon schließlich nach New York, wo sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt.
Ihre Versuche, mit englischsprachigen Texten auf dem amerikanischen Buchmarkt erfolgreich zu sein, scheiterten. In den 1980er-Jahren wurde das Werk Lili Körbers teilweise neu aufgelegt und vom deutschsprachigen Feuilleton begeistert besprochen. Von diesem späten Erfolg erlebte Lili Körber nur noch die Anfänge. Im Oktober 1982 starb sie in New York. Ihr Nachlass wird im Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt aufbewahrt.
Lesereise ab September 2025
11. September: Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt
29. September: Literaturhaus Halle
6. Oktober: Literaturhaus Wien
30. Oktober: Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Weitere Stationen u.a. in Berlin, Leipzig, Stuttgart, Hamburg

