»Ferner vergisst man nur zu oft, dass wir im weiteren Sinne zuerst Mensch und
dann erst Mann des Geschäfts sein sollen.«
OSWALD BAUER
»Man erkennt, wie eigentlich in uns allen eine Begabung, ein Talent zum Hochstapler steckt.«
ERICH WULFFEN
Den Erfolg im Leben suchen – auf dem Weg der harten Arbeit oder durch Betrug? Sich lieber der »zunehmenden Nervosität des Erwerbslebens« aussetzen oder dem Nervenkitzel selbsterdachter Identitäten? Und im Konfliktfall: Kulanz zeigen – oder lügen? Zwei Grundlagentexte – über das Wesen des ehrbaren Handels und der Hochstapelei – gegenübergestellt im innovativen Buchformat der Reihe Gegenschuss.
Oswald Bauer wendet sich in seiner Denkschrift an »alle Stufen des Kaufmannstandes«. Er legt dar, wie eine erfolgreiche kaufmännische Laufbahn in einem »Welthandelsvolk« gestaltet werden kann. Besonders aufschlussreich: Bauers Ausführungen über den durch Telefon und »eingehende Tageskorrespondenz« entstehenden Zeitdruck. Gegen diese »Krankheit der Gegenwart« erläutert Bauer die »Pflege des inneren Menschen«.
Im Gegenschuss: Eine 1923 veröffentlichte Studie über die Psychologie von Hochstaplern; ihre Motive, ihr Vorgehen, ihre Typen – sowie berühmte Fälle von der »erotischen Hochstaplerin« bis zum Copyright-Betrüger. Dazu: Gedanken zum Wesen der Täuschung, die die menschliche Gesellschaft durchzieht, von der Kindererziehung bis zur Schöpfung großer Kunstwerke.
ERICH WULFFEN (1862–1936), einer der Begründer der Kriminologie in Deutschland, wurde durch die Darstellung von Verbrechergestalten in der Literatur zu einer Karriere als Jurist inspiriert. Als Staatsanwalt in Dresden und Leiter der sächsischen Gefängnisverwaltung setzte er sich für eine Modernisierung des Strafrechts und des Strafvollzugs ein. Seine zahlreichen Schriften fanden große Beachtung aufgrund von Wulffens pointiertem Stil und seiner stupenden Belesenheit. Um seine Psychogramme von Kriminellen möglichst lebensecht gestalten zu können, suchte er den direkten Kontakt mit ihnen, unterhielt u.a. für seine hier vorgelegte Abhandlung einen Briefwechsel mit einem bekannten Juwelendieb und Hochstapler.
OSWALD BAUER bemühte sich zeitlebens, »dem Kaufmannstande dasjenige Ansehen unter den übrigen Gesellschaftskreisen zu verschaffen, auf das er berechtigten Anspruch hat«. Sein 1906 erschienenes, auf jahrzehntelanger Kaufmannserfahrung basierendes Buch markiert die Wende vom Ideal des »tüchtigen« zu dem eines Kaufmanns, der sich MitarbeiterInnen, KundInnen und WettbewerberInnen gegenüber »ehrbar« verhält – auf der Basis guter Umgangsformen, Charakterbildung und nachhaltigem Denken.