+++ Paul Scheerbart-Preis 2021 für Manfred Pfister +++
Ein Vorgeschmack – gelesen von Frank Arnold.
Er ist der größte Dichter aus einfachen Verhältnissen, den England je hervor gebracht hat. Niemand hat eindrucksvoller über die Natur, die Kindheit auf dem Land und das entfremdete, unsichere Selbst geschrieben.
- Jonathan Bate
John Clare hat eine ganz eigene Sprache für die Poesie des ländlichen England am Vorabend der industriellen Revolution gefunden. Über die Umnachtung in der Mitte seines Lebens hinaus bleibt das von ihm geschaffene Idiom ein Solitär der englischen Dichtung.
- Hanns Zischler
Einer der großen englischen Dichter des 19. Jahrhunderts.
- Esther Kinsky
Er ist einer der grandiosesten Naturlyriker weltweit. Einer, der genau beobachtet, sich in das, was er sieht, versenkt und eine Sprache für das Gesehene findet, ja, manchmal erfindet: John Clare (1793-1864). Seine Verse scheinen der Natur abgelauscht – „gulsh“ ist für ihn das Geräusch eines fallenden Baumes, „crumping“ das der Schritte in frischem Schnee. Zugleich ist er einer der ersten, der die Verände- rung der Natur durch den Menschen als das wahrnimmt, was sie auch damals schon ist: eine Bedrohung.
John Clares Eltern sind des Schreibens und Lesen kaum mächtig. Als Junge ist er Feldarbeiter – und wird zum Prototyp des „peasant poet“, des ungebildeten Landmanns, der anrührende Dichtung schreibt. An dem Zwiespalt zwischen vergeistigter Dichterexistenz in London und ärmlicher Provinzwelt daheim wird er schließlich zerbrechen. Die letzten 27 Jahre seines Lebens verbringt John Clare – dichtend – in einer psychiatrischen Anstalt.
In England gilt er längst als einer der Großen, in Deutschland dagegen ist er skandalträchtig unbekannt – von seiner Lyrik war bisher kaum etwas übersetzt. Erstmalig gibt es nun hierzu- lande einen ganzen Band mit Clares Gedichten, zweisprachig englisch und deutsch, ediert, übersetzt und kommentiert von Manfred Pfister. Ein Großereignis für die Poesie im deutschen Sprachraum!
Wer nun einmal Clares «The Fallen Elm» oder «The Nightingale’s Nest» gelesen hat, der ahnt, welcher Verlust das Ende des alten England für die Betroffenen war. Die Gelegenheit zu solcher Entdeckung könnte nicht besser sein. Erstmals erscheint ein Band auf Deutsch, der sich ausschliesslich einer Auswahl von Clares Gedichten widmet – in zweisprachiger Ausgabe, von Manfred Pfister emphatisch genau übersetzt und kommentiert.
Manuel Müller, NZZ
John Clare war in der angelsächsischen Welt gut 100 Jahre von der Bildfläche verschwunden. Mittlerweile ist ein regelrechter John Clare Hype entbrannt – nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Amerika. Dabei fällt nicht nur der Begriff des „naturewritings“ sondern auch „eco criticism“ – Ökokritik.
Tanya Lieske, Deutschlandfunk
Nun ist erstmals eine Auswahl seiner Verse auf Deutsch erschienen. Manfred Pfister, deren Herausgeber und Übersetzer, hat sie mit einem kundigen Vorwort eingeleitet und in sorgfältigen Kommentaren jedes Gedicht in den Lebenszusammenhang Clares gestellt. (…) Ein Ereignis, für das ihm zu danken ist.
Angelika Overath, FAZ
John Clare (1793-1864) wurde in Helpston, Northamptonshire, in der Mitte Englands, geboren und wuchs in Armut auf. Sein erster Gedichtband Poems Descriptive of Rural Life and Scenery erschien 1820. Drei weitere Bände folgten, bevor er sich 1837 in psychiatrische Behandlung begab.
Manfred Pfister (* 1943) ist emeritierter Professor für Englische Literaturwissenschaft, zuletzt lehrte er an der FU Berlin. Seit 2007 ist er Ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er schrieb ein grundlegendes Buch über das Drama und gilt als einer der besten deutschen Kenner Shakespeares, Laurence Sternes und Ezra Pounds. Er übersetzte u.a. das Werk Sir Thomas Brownes und verschiedenste englische Lyriker. Zuletzt stelle er zusammen und übersetzte die Anthologie Englische Lyrik des Fin-de-Siècle.